D&O für Startups: Die 5 wichtigsten Tipps für den Abschluss einer D&O-Versicherung

Die Auswahl und der Abschluss einer speziellen Haftpflichtversicherung für Manager (D&O-Versicherung) bereitet GmbH-Geschäftsführern, Aufsichtsrats- und Vorstandsmitgliedern vor allem in Startups (aber auch in “normalen” Unternehmen) immer wieder Schwierigkeiten. Ein Missgriff kann besonders ärgerlich sein: Im Ernstfall kann nicht nur die Karriere, sondern sogar die wirtschaftliche Existenz des Geschäftsführers bedroht sein, weil die Versicherung nicht  greift, eine zu geringe Deckungshöhe aufweist oder aus anderen Gründen ihre Leistungen verweigert. Die folgenden Tipps der D&O-Expertin Rechtsanwältin Karin Baumeier, LL.M., helfen dabei, diese Probleme zu vermeiden.

Tipp 1: Versicherungsmakler „sticht“ Versicherungsvertreter

Es gibt 2 Arten von D&O:

  • die Unternehmens-D&O und
  • die persönliche D&O.

Bei der Unternehmens-D&O ist die Gesellschaft als juristische Person Versicherungsnehmer und Prämienschuldner. Sie als Geschäftsführer sowie alle anderen Geschäftsführer und leitende Angestellte erhalten Versicherungsschutz als versicherte Person. Bei der persönlichen D&O schließen Sie selbst als Versicherungsnehmer und Prämienschuldner nur für sich eine D&O-Versicherung ab. Beide Arten der D&O sind reines Vermittlergeschäft.

Empfehlenswert ist es, mit einem Versicherungsmakler zusammenzuarbeiten, da dieser in Ihrem Lager steht und Ihr treuhänderischer Sachwalter ist. Der Versicherungsvertreter hingegen steht im Lager des Versicherers und vertritt dessen Interessen. Die meisten Versicherungs-Agenturen sind in der Regel Versicherungsvertreter.

Achten Sie bei den Empfehlungen Ihres Versicherungsmaklers auf die folgenden Punkte:

  • Ihr Makler sollte für beide D&O-Arten Angebote einholen.
  • Bei der Unternehmens-D&O sollten es mindestens 6 Versicherer sein (Ausschreibung).
  • Damit Sie das für Sie beste D&O-Angebot erkennen, benötigen Sie einen auf Sie und Ihr Unternehmen zugeschnittenen Deckungsvergleich mit einer Empfehlung und Begründung.
  • Auf keinen Fall sollte der Insolvenzfall ausgeschlossen sein. Dieser macht ca. 90 % aller D&O-Schadenfälle aus.
  • Es gibt ca. 40 D&O-Versicherer in Deutschland. Ihre Bedingungswerke unterscheiden sich zum Teil gravierend.
  • Ebenfalls gehört zu einer Empfehlung die Rückmeldung zum Schadenregulierungsverhalten der Versicherer. Was nutzt das beste Bedingungswerk, wenn der Versicherer im Schadenfall sehr wahrscheinlich nicht leistet?

Tipp 2: Wert auf hohe Deckungssummen legen

Beantragen Sie über Ihren Makler bei den Angebotsanfragen mehrere Deckungssummen-Alternativen sowie die höchstmögliche.

Legen Sie sich nicht auf einen bestimmten Betrag fest. Einige Fragebögen bieten konkrete Deckungssummen-Alternativen zum Ankreuzen an. Sofern Sie hier keine konkrete Alternative ankreuzen, erfahren Sie ohne das Ankreuzen einer bestimmten Deckungssumme, wie die Versicherer Ihr Risiko einschätzen und zu welchem Preis.

Ihr Ziel sollte eine möglichst hohe Deckungssumme sein, denn in einem D&O-Schadenfall kann der Deckungsbetrag in der Regel nicht hoch genug sein. Das hat die folgenden Gründe:

  • Der D&O-Versicherer übernimmt im Rahmen der Bedingungen Ihre Verteidigungskosten und bei berechtigten Schadensersatzansprüchen den Schadensausgleich. Diese Verteidigungskosten werden von der Deckungssumme abgezogen und nur die Differenz steht für den eigentlichen Schadenausgleich zur Verfügung. Statistisch werden 70 % der Deckungssumme für die Abwehrkosten verbraucht!
  • Da im Schnitt 2 bis 3 Manager gleichzeitig in Anspruch genommen werden, besteht sogar die Gefahr, dass bei zu geringer Deckungssumme alles verbraucht ist und Sie trotz einer D&O trotzdem mit Ihrem Privatvermögen den entstandenen Schaden ausgleichen müssen.

Vor diesem Hintergrund sollte gerade bei mehrköpfigen Geschäftsführergremien neben einer Unternehmens-D&O auch eine persönliche D&O-Versicherung abgeschlossen werden, um das maximale an Deckungssumme für den worst case zu erhalten.

Tipp 3: Vergleichen Sie die Bedingungen für eine Rückwärtsdeckung

Spätestens wenn Sie eine D&O-Versicherung abschließen wollen, benötigen die Versicherer einen D&O-Fragebogen. Jeder Versicherer verwendet seinen eigenen Fragebogen. Diese unterscheiden sich in der Formulierung und der Anzahl der Fragen.

Die mitunter wichtigste Frage ist die nach bekannten Pflichtverletzungen, die zu einem Schadenfall führen können. Sie ist wichtig für die sog. Rückwärtsdeckung.

Pflichtverletzungen, die bereits vor dem Abschluss der D&O begangen wurden, von denen Sie aber bei Abschluss der D&O nichts wissen, wären dann mitversichert, es sei denn, der Versicherer schließt den Versicherungsschutz aus, „da Sie möglicherweise Umstände hätten erkennen können, die zum Schadenfall führen“.

Je enger die Formulierung, umso besser für Ihren zukünftigen Versicherungsschutz für in der Vergangenheit liegende Pflichtverletzungen.

Tipp 4: Lassen Sie Ihren D&O-Versicherungsschutz regelmäßig überprüfen

Lassen Sie ca. alle 2 Jahre die Deckungsqualität Ihrer bestehenden (Unternehmens- oder persönliche) D&O- Versicherung prüfen.

Die D&O ist schnelllebig. Versicherer passen ihre Bedingungen zum Teil mehrere Male im Jahr an. Hinzu kommen neue Gesetze und Gesetzesänderungen, die ebenfalls in den Bedingungen berücksichtigt werden oder eben auch nicht.

Nur Experten, die sich regelmäßig mit dem D&O-Thema beschäftigen, können erkennen, was nicht in den Bedingungen geregelt ist und somit der Gefahr für fehlenden oder unzureichenden Versicherungsschutz minimieren.

Tipp 5: Strafrechtsschutzversicherung nicht vergessen

Neben jede D&O gehört eine separate Strafrechtsschutzversicherung, da eine Pflichtverletzung im Rahmen einer Hauptpflicht nach einer Entscheidung des BGH zugleich den Untreuetatbestand erfüllt und die Einleitung von Ermittlungsverfahren wahrscheinlich ist.

Zwar enthält eine D&O eine sogenannten Strafrechtsschutz-Ausschnittsdeckung. Diese setzt jedoch in der Regel voraus, dass Sie tatsächlich auf Schadensersatz in Anspruch genommen werden, um den Versicherungsfall in der D&O auszulösen. Werden Sie nicht persönlich in Anspruch genommen, aber leitet die Staatsanwaltschaft bereits Ermittlungen gegen Sie ein, haben Sie keinen Versicherungsschutz und müssen die Kosten für einen Strafrechtsanwalt selber tragen.

Fachanwälte für Strafrecht rechnen in der Regel auf Stundensatzbasis ab. Diese betragen mindestens EUR 250,-. Selbst wenn die Strafrechtsschutz-Ausschnittsdeckung greifen sollte, würde Deckungssumme in der D&O verbraucht werden, die am Ende für den Schadenausgleich fehlen können.

Des Weiteren sind im Rahmen einer Strafrechtsschutzversicherung alle Mitarbeiter und das Unternehmen selbst versichert, im Rahmen der D&O, wenn überhaupt, grundsätzlich nur der Kreis der versicherten Personen. Damit müsste das Unternehmen für Mitarbeiter, die zum Beispiel zu Zeugenaussagen geladen werden, den Anwalt zur Unterstützung und zwecks Vermeidung einer Verschlechterung selbst bezahlen.

Fazit

Wer die richtigen Fragen stellt, kann seinen Versicherungsschutz als Geschäftsführer erheblich verbessern. Bei dem Abschluss einer Unternehmens-D&O-Versicherung sollte zudem darauf geachtet werden, dass der notwendige Gesellschafterbeschluss wirksam gefasst wird.

Deutschland
Rechtsform
GmbH
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Aufsichtsrat
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Gesellschafter
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Ein Artikel von

Karin Baumeier, LL.M.
Karin Baumeier, LL.M.

Rechtsanwältin mit Schwerpunkt D&O und Financial Lines.

Karin Baumeier, LL.M. ist Rechtsanwältin sowie Gründerin der Kanzlei Baumeier. In ihrem Schwerpunktbereich D and O-Versicherungen und Financial Lines kann Rechtsanwältin Karin Baumeier 14-jährige Berufserfahrung vorweisen.

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